Business Reframing - in Resonanz mit Herz und Hirn
Buchlink Seite S 12
Wissen als Macht
Kultur ist ein Produkt menschlichen Denkens und Handelns. Das Gehirn kann mit seinem enormen Vernetzungspotenzial neue Muster bilden, Kulturen aber wollen den mit der Zeit entstandenen Denk- und Verhaltensrahmen stabilisieren. Damit beschränken sie (manchmal auch gezielt) individuelle Entwicklungsvielfalt.
Die Wächter des Wissens.
Quelle: Lynn Margulis „Big Trouble in Biology“, im Doing Science hrsg. Von John Brockmann, New York Prentice Hall, 1988, S 213.
Lynn Margulis, Lehrstuhl für Botanik an der University of Massachusets in Amherst inne hat, veröffentlichte 1988 folgende Beobachtung.
„Immer stärker hüten die Universitäten und Berufsverbände – genau wie die Klöster im Mittelalter – heutzutage ihr Wisssen. In geheimer Absprache kartierten diejenigen, die den Biologielehrplan der Universität erstellen, die Lehrbuchverleger, die National Science Foundation, die Revisionskommitees, die Prüfer von Graduierungsleistungen und die verschiedenen Gesellschaften die Bereiche dessen, was gewusst wird und dessen was gewusst werden darf. Sie unterscheiden erforderliches von verbotenem Wissen und bestrafen diejenigen, die diese Schwelle überschreiten, subtil mit Ablehnung oder Vergessenheit. Sie belohnen treue „Liturgieanhänger“, indem sie ihnen akademische Abschlüssel verleichen, und Gelder und Forschungsstipendien an sie verteilen. Universitäten und Adkademien bestimmen, natürlich innerhalb der akzeptieren Grenzen der jeweiligen Disziplin, (....) wer etwas wissen darf, und was genau er oder sie wissen darf“.
Gefährlich wird es, wenn jene besonders gefördert werden, die als Vorzugsschüler eines bestehenden Paradigmas gelten und jene, frustriert, ausgegrenzt und in ihrer Karriere blockiert werden, die bestehende Glaubenssätze in Frage stellen.
Die trügerische Sicherheit der Bildungsangebote
Quelle: Günther Faltin – „Wir sind das Kapital
Katija Borns (....) eine Studentin, motiviert und engagiert, wie sie sich Hochschullehrer besser nicht wünschen könnten. Die Realität an der Universität war für sie ernüchternd: Sie sei mit großen Fragen ins Studium gegangen und enttäuscht worden Einem beträchtlichen Teil der Wirtschaftselite mangele es offenbar an ethischen Bewusstsein. Deshalb werde von vielen Seiten ein anderer Managementtyp gefordert. Einer, der nicht nur für kurzfristige Gewinne eines Unternehmens alles abholzt, sondern der den Acker bestellt, von dem er ernten will.
Ein Paar Stunden Ethik im Studiengang. Das bringe nichts, so Lutz von Rosenstiel. Der ehemalige Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität München. „Idealisten mit ethischem Bewusstsein können sie damit nicht locken“.
Drei Menschentypen in der Arbeitswelt hat der Wissenschaftler identifiziert: die Idealisten, die Freizeitorientierten, die ihren job in erster Linie als Geldquelle sehen, und die Karrieristen. Vom letzteren Typus gäbe es in den Wirtschaftswissenschaften äußerordentlich viele. Moral spiele bei den Karrieristen keine große Rolle, so von Rosenstiel. (...) Womit ihr Unternehmen Geld verdiene, sei Karrieristen schnuppe. Und wer nicht 70 Studnen in der Woche an seiner Karriere bastle, den halten sie für einen low performer.
Katja Borns ist nicht die Einzige, die die Wissenschaften methodisch in Frage stellt. In einem internationalen Aufruf fordern 40 Studentenvereinigungen aus 19 Ländern neue Lehrpläne für Ökonomie. (....) Zu den Kritikern zählt nicht nur der Nobelpreisträger Reinhard Selten.
Universität verbreitet Irrlehren
Rektorat sieht keinen Handlungsbedarf.
Wien (OTS) - Nur sehr wenige Ökonom/innen haben die Finanzkrise im Jahre 2008 vorhergesehen, darunter kein/e einzige/r Österreicher/in. Eine Hauptursache dieses Versagens der Wirtschaftswissenschaften liegt darin, dass nicht berücksichtigt wird, dass über 90% des zirkulierenden „Geldes“ ohne gesetzliche Grundlage von privaten Geschäftsbanken geschöpft wird. Die Buchgeldschöpfung durch private Geschäftsbanken – „Geld aus dem Nichts“ – stellt einen blinden Fleck innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung dar. Die etablierten Wirtschaftswissenschaften gehen in ihren Modellen nach wie vor von der weitverbreiteten, aber fundamental falschen Annahme aus, dass Geschäftsbanken nur das „Geld“ an Kreditnehmer weiterverleihen könnten, das vorher von Sparern eingezahlt oder von der Zentralbank geliehen wurde.
Dieser Mythos wurde kürzlich – erstmals in der Geschichte der Wirtschaftswissenschaften überhaupt! – durch Studien von Univ. Prof. Dr. Richard Werner empirisch widerlegt. Für den deutschen Wirtschaftsweisen Univ.Prof. Dr. Peter Bofinger hat das an den Universitäten gelehrte Modell des Finanzsystems mit der Realität „genauso wenig gemeinsam wie das geozentrische Weltbild mit dem heliozentrischen“.
Wie geht man an den Wirtschaftsuniversitäten damit um? Eine diesbezügliche Anfrage an das Rektorat der Wirtschaftsuniversität Wien brachte zu Tage, dass nicht nur die empirisch falsifizierten Theorien nicht aus der Lehre entfernt worden sind, sondern auch, dass die neuen Forschungsergebnisse nicht einmal zur Kenntnis genommen, geschweige denn diskutiert werden.
Damit ist absehbar, dass es in der Sache keinen wissenschaftlichen Fortschritt geben wird und dass Finanzkrisen von den Wirtschaftswissenschaften im Nachhinein immer wieder als unerklärliche „Marktverwerfungen“, also quasi als unvermeidbare, schicksalhafte Ereignisse bezeichnet werden. Verantwortungsvolle Wissenschaften würden auf Basis von fundierten Forschungsergebnissen Krisenvorsorge betreiben bzw. Möglichkeiten zur Schadensbegrenzung erforschen und Vorschläge für eine krisensichere Finanzordnung entwickeln. Der KOV Kreditopferverein ruft zu einem umfassenden, offenen Diskurs zu diesem gesellschaftlich höchst relevanten Thema auf!
Quelle: APA – Austria Presse Agentur
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160621_OTS0031/wirtschaftsuniversitaet-verbreitet-irrlehren-rektorat-sieht-keinen-handlungsbedarf