Business Reframing - in Resonanz mit Herz und Hirn
Buchlink Seite S 99
Unfreie Menschen können keine Schöpfer sein
Wer gelernt hat, ein Problem eigenständig zu bewältigen, verfügt über eine wertvolle Erfahrung. Wer öfters mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert ist, entwickelt verschiede Perspektiven und erweitert seine ‚alten‘ Wahrnehmungen. Auch Konflikte und Herausforderungen, die Sie emotional aufwühlen sind Teil solcher Erweiterungen. In solchen Situationen wachsen Menschen. Ihr Gehirn schüttet Botenstoffe aus, die zur Problemlösung beitragen und das emotionale Gleichgewicht wiederherstellen. Es ist nicht die Umwelt oder eine Maßnahme, die darüber bestimmt, was im Gehirn und im Körper eines Menschen passiert, sondern alleine seine Bewertung.
subjektive Wahrnehmung und innere Bilder
Quelle: Gerald Hüther – „Die Macht innerer Bilder“:
Jedes Lebewesen, also eine Zelle, eine Pflanze, ein Schleimpilz, ein Mensch oder die menschliche Gemeinschaft, reagiert auf Veränderungen in der äußeren Welt. Diese Reaktion ist Ausdruck der Tatsache, dass das betreffende Lebewesen diese Veränderung als Störung der bisherigen Ordnung erfährt. Die Wahrnehmungsfähigkeit ist also eine lebensnotwendige Grundeigenschaft aller Lebewesen.
Freilebende Einzeller besitzen an ihrer Oberfläche eine Vielzahl an ‚Monitoren‘. Alle für die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung einer Zelle besonders wichtigen Veränderungen der äußeren Welt werden registriert, in ein Signal übersetzt und ins Zellinnere weitergeleitet. Dort setzt es dann eine Reaktionskette in Gang, die so lange aktiv bleibt, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt ist.
Bei höheren Lebewesen agiert das Gehirn wie eine Zentrale, welche die einlaufenden Signale koordiniert und daraus weitere Reaktionen auslöst. Die Entscheidungsgrundlage für die Reaktion sind durch Erfahrungen bereits abgespeicherte Bilder, die mit der gegebenen Störung abgeglichen werden. Existiert eine übereinstimmende Erfahrung, wird das bestehende bekannte Reaktionsmuster abgerufen (dies nennt man kontrollierte Stressreaktion), besteht keine Erfahrung und demnach kein Reaktionsmuster, beginnen die Alarmglocken zu läuten (unkontrollierte Stressreaktion). Bei den meisten Tieren sind eine Menge innerer Bildern bereits angeboren und demnach wie ein Programmformat abrufbar. Beim Menschen werden die Wahrnehmungsmuster während der Gehirnentwicklung gebildet, obwohl es auch ein großes angeborenes Bild davon gibt, was für das Überleben der Vorfahren und Vorgenerationen wichtig war.
Somatische Marker
Die Fähigkeit, neue Wahrnehmungen zu machen und diese Wahrnehmungen als Bilder in Form neuer synaptischer Verbindungsmuster im Gehirn zu verankern, ist beim menschlichen Gehirn besonders gut entwickelt. Wir sind mit unserem Gehirn in der Lage, die bereits angelegten inneren Bilder, mit den neuen, über die verschiedenen Sinneswahrnehmungen ankommenden Bildern zu vergleichen und unsere bisherige Vorstellung zu verändern.
Bilder die eintreffen, werden mit den bereits vorhandenen gespeicherten Bildern verglichen, um ein bestimmtes ‚Erwartungsbild‘ in Form eines Aktivierungsmusters (somatische Marker) zu generieren. Falls das neue Bild, das alte vorhandene nur bestätigt, passiert gar nichts, das Bild ist uninteressant und wird als belanglos verworfen.
Erweiterung bedeutet lernen
Wirklich interessant wird es dann, wenn das alte Muster und das neue Muster nur teilweise übereinstimmen und überlagerbar sind (wenn also eine bekannte bestehende Situation neu oder anders erlebt wird – und zwar aktiv oder passiv). Das im Kortex vorhandene ‚Erwartungsbild‘ muss dann geöffnet, verglichen und modifiziert werden. Dies passiert solange, bis die neuen eintreffenden Sinnesdaten, ein erweitertes inneres Erwartungsbild haben entstehen lassen, welches sich mit dem neuen tatsächlichen Wahrnehmungsbild deckt. Man hat etwas dazugelernt.
Die von Natur aus angelegte Bereitschaft des Menschen Neues zu entdecken und zu erlernen, verschwindet (leider) in dem Maße, wie ein Mensch zu der inneren Überzeugung gelangt, alles, was es nun noch an Neuem wahrzunehmen gibt, bereits zu kennen (die Einstellung des Londoner Patentamtes). Bisweilen weigern sich Menschen auch, sich überhaupt auf neue Wahrnehmungen einzulassen, weil sie ihr bis dahin entwickeltes inneres Gleichgewicht stören oder bedrohen könnte.
Das Gefühl von Freiheit
Quelle – Gerhard Roth „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten“:
Worum es letztlich geht, ist die Autonomie menschlichen Handelns, nicht Willensfreiheit. Autonomie ist die Fähigkeit unseres ganzen Wesens und Bewusstseins … aus individueller Erfahrung heraus zu handeln.
Viele Untersuchungen zeigen, dass wir uns am ehesten frei fühlen, wenn unsere bewussten Intentionen in einem hinreichenden Einklang mit unseren unbewussten Antrieben stehen. Wir fühlen uns – wie viele Philosophen und Psychologen bereits vermutet haben – in der Tat dann frei, wenn wir unseren Willen verwirklichen können.
Zum ‚Sich-frei-Fühlen‘ gehört, dass die unbewussten Antriebe nicht als fremde Einflüsse erscheinen, sondern als unsere eigenen. Dies könnte man – in Anlehnung an Hegel – die ‚List des limbischen Systems‘ nennen.