A....HUMANUS heißt edel, fein, gebildet

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Seiner oder einer anderen Bestimmung folgen.

Als Madeira noch nicht die schicke portugiesische Tourismusinsel von heute war, verbrachte ich auf einer Segeltour über den Atlantik dort eine schöne Zeit. In den üppig grünen Bergen kam ich an kleinen Bauernhöfen vorbei.

 

Auf dem Boden war geerntetes Korn ausgebreitet. In der Mitte steckte ein Pfahl, an dem ein langes Rundholz befestigt war; am anderen Ende war es mit dem Geschirr eines Esels verbunden. Der sollte das Rundholz immerzu im Kreis um den Pfahl herumziehen. Wenn das schwere Holz über das auf dem Boden ausgebreitete Getreide rollte, wurde es gedroschen; wurden die Körner aus den Ähren herausgelöst.

 

Mit einem Trick „motivierte“ der Bauer den Esel, seine Arbeit zu verrichten und ununterbrochen im Kreis zu laufen: Er band ihm einen Stock auf den Rücken und hängte eine Karotte für ihn unerreichbar an den Stock vor sein Maul. Der Esel lief immerzu weiter, um irgendwann einmal an die Karotte zu kommen.

 

Was ist die „Karotte“ in Ihrem Leben, bei Ihrer Arbeit? Haben Sie Ihre Karotte vielleicht schon einige Male ausgewechselt und sind dann der nächsten hinterhergelaufen? Für viele gibt es da eine typische „Karottenfolge“: Wenn ich den Schulabschluss erst geschafft habe; wenn die Ausbildung erst abgeschlossen ist; wenn ich erst die richtige Stelle habe; wenn doch endlich Urlaub ist; wenn ich erst den richtigen Partner habe; wenn wir erst im eigenen Haus wohnen; wenn die Kinder erst aus dem Gröbsten heraus sind; wenn ich endlich geschieden bin; wenn ich endlich in Rente bin; wenn ich erst wieder gesund bin…

 

Eines Esels mag das würdig sein, für Menschen ist es unwürdig. Eines Menschen würdig ist es, sich mit der Aufgabe seines Lebens zu identifizieren, für ein Ziel zu brennen, bis es erreicht ist. Wer das tut, läuft keiner Karotte nach. Sein Geschenk an die Welt ist zugleich der Höhepunkt seiner eigenen, persönlichen Entwicklung.

 

Wer Sie werden wollen, können Sie erst entscheiden, wenn Sie wissen, wer Sie sind – wenn Sie sich Ihrer Identität bewusst sind. Identität entwickelt sich im Spannungsfeld zwischen vier Polen:

 

demjenigen, als der Sie sich sehen;

demjenigen, als den andere Sie sehen;

demjenigen, den Sie anderen vorspielen und

demjenigen, den andere Ihnen spiegeln.

 

„Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme so selten dazu“, sagt der Schriftsteller Ödön von Horváth (1901 –1938) zu diesem Spannungsfeld. Der Spannungsbogen zwischen Selbstbild und Fremdbild ist bei allen individuellen und sozialen Prozessen bedeutsam. Wenn Sie als Mitarbeiter ganz anders sind als das Unternehmen, in dem Sie arbeiten, können Sie sich nicht wohl fühlen. Wenn Sie als Vorgesetzter ganz anders sind als der Bereich, dem Sie vorstehen, wird es knirschen.

 

Wenn Führungspersönlichkeiten glaubwürdig und konsequent sind, gestalten sie das äußere Image nach der inneren Identität ihres Unternehmens.

 

 

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger

21. Februar 2017

 

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